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Wege in den Schlaf

Die Schlafformel des Kindes ergibt sich im Grunde aus den be­kann­ten Grundlagen. Ein Kind (wie übrigens ein Erwachsener auch) will zum Schlafen satt sein, warm sein, und es will müde sein (letzteres wird beim Kind manchmal vergessen, und diese Ver­gess­lich­keit dann mit schönen Zielen wie »Re­gel­mäßig­keit« be­grün­det, die manchen Eltern als Wert an sich erscheint).

Aber dann passiert beim Kind ja diese Gemeinheit − alle Eltern lernen sie rasch kennen: jetzt spannt sich eine Art unsichtbares Gummi an, mit dem das Baby seine vertrauteste Betreuungsperson zu sich ziehen will… Sein Bindungssystem wird aktiviert, wie es im Fachjargon heisst (und das nicht ohne Grund).

Und damit stehen Eltern schon an der ersten Kreuzung auf dem Weg in den Schlaf: soll oder darf ich dem nachgeben? Oder ist es besser, eben NICHT nachzugeben, und das Kind alleine einschlafen zu lassen? Eltern treffen hier sehr unterschiedliche Entscheidungen − übrigens meist unabhängig davon, ob sie die Näheforderung des Kindes als normal und natürlich ansehen oder nicht. Tatsächlich gibt es an dieser Wegkreuzung nichts, was Eltern nicht schon empfohlen worden ist: sie dürften ihr Baby nicht daran gewöhnen an der Brust einzuschlafen. Sie dürften es nicht in den Schlaf tragen. Sie dürften es nicht in den Schlaf singen (ja, auch das wurde schon behauptet, von einem Schlaf-Experten). Sie dürften dies nicht und das nicht − oder sie dürften es nur x Wochen oder x Monate lang (für x kann jede beliebige Zahl eingesetzt werden).

Welchen Weg Eltern an dieser Kreuzung nehmen, hat mit den Bedürfnissen des Kindes selbst wenig zu tun (die dürften bei allen Kindern gleich sein) sondern eher damit, wie Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder interpretieren oder welche Ziele sie sonst für ihre Kinder haben. Und da spielen dann solche unaufgeräumten Dinge hinein, wie etwa das familiäre Umfeld, die Ängste und Hoffnungen, die wir mit dem Kinderschlaf verbinden, und damit im Grunde unsere ganzen grundlegenden Vorstellungen von Mensch und Kind, und uns selbst. Da geht es letzten Ende oft um die Frage, durch welche Art von Beziehungen wir miteinander gut fahren.

Tatsächlich wird die Geschichte vom Schlaf in unterschiedlichen Familien in unterschiedlichen Sprachen erzählt − in unterschiedlichen Beziehungssprachen nämlich. Nehmen wir als Beispiel ein Baby, das zu weinen beginnt, wenn wir es abends ins Bettchen legen. Die einen Eltern werden sagen: Es kann nicht alleine schlafen. Die anderen behaupten: Es will nicht alleine schlafen. Die einen werden sagen: Es schreit, um seine Bedürfnisse anzuzeigen. Die anderen argwöhnen: Es will seinen Kopf durchsetzen. Die einen werden sagen: Es verlässt sich auf uns. Die anderen: Es manipuliert uns. Die einen werden sagen: Es soll Vertrauen erlernen. Die anderen: Es soll Disziplin erlernen, lass es schreien, dann wird es sein schlechtes Verhalten schon ändern. Die einen aber fragen: Was macht diese Behandlung aus seinem Wesen?

Ja, das Thema Schlaf reicht wirklich bis zu unseren inneren Regieanweisungen − da geht es nicht nur darum,was die Kinder brauchen, sondern was WIR brauchen, wie wir empfinden, wie wir bewerten, wer wir sind.

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